(Bericht aus echo-line.de)
Wiederauferstehung als Kulturtempel
Die rund 140 Jahre alte Sankt-Margaretha-Kirche in Seckmauern hat eine neue Bestimmung gefunden.
Seckmauern. Seit Corona führt sie ein Schattendasein. Dabei hat die im August 1883 eingeweihte, in neugotischem Stil erbaute Sankt-Margaretha-Kirche eine bewegte Vergangenheit als gut frequentiertes Gotteshaus einer wachsenden katholischen Kirchengemeinde.
Bis 1982, eine Zeitspanne, in der Sankt Margaretha viel Positives erlebte. Etwa 1912, als eine Orgel installiert wurde, die in den Folgejahren mehrfach nachgerüstet und repariert und 1978 unter Verwendung noch brauchbarer Elemente erneuert wurde. Schmerzhaft war, dass die Kirche während des Ersten und Zweiten Weltkrieges jeweils zwei ihrer drei Glocken beraubt wurde, die zu Rüstungszwecken eingeschmolzen wurden. Diese wurden 1930 und 1959 mit „Inzahlungnahme“ der jeweils verbliebenen Glocke durch neue Geläute ersetzt.
Zäsur im Jahr 1982
Ende November 1976 erfolgte der symbolische Spatenstich für den im Volksmund auch „Dom“ genannten Neubau auf dem Gelände gegenüber Sankt Margaretha, ein Ereignis, das eng mit dem Fortbestand des historischen Sakralbaus verbunden war. Bereits in den 1960er Jahren gab es Überlegungen, die Kirche hangseitig zu erweitern oder gar abzureißen – eine Kostenfrage. Letztlich setzte sich im September 1969 die Überzeugung durch, neu zu bauen und die alte die Kirche zu erhalten. Es erfolgte die Sanierung von Dach und Turm, wobei diesem besondere Bedeutung beigemessen wurde. Glück für Sankt Margaretha, dass der Neubau ohne Kirchturm und Geläut geplant war, worauf aber nicht verzichtet werden sollte. Damit war der Fortbestand des alten Kirchturms und des Kirchenschiffs gesichert. Dennoch ist das altehrwürdige Gebäude nach der Weihe des „Doms“ im August 1982, als Lagerraum zweckentfremdet, ins Abseits geraten und damit auch aus dem öffentlichen Interesse verschwunden.
Bis zum Jahr 2008, als mit der Gründung der Kulturinitiative Seckmauern (KIS) eine neue Ära begann, der in Vergessenheit geratene Sakralbau in den Jahren danach zum „Kulturtempel“ mutierte und im August dieses Jahres nach 141 Jahren Existenz wieder einer belebteren Zukunft entgegensieht.
Die Idee, das alte Gemäuer wieder mit Leben zu füllen und die Kosten für dessen Erhalt ein Stück weit zu rechtfertigen, hatte der Lützelbacher Apotheker Dr. Detlef Eichberg, der mit Gleichgesinnten aus der Großgemeinde Lützelbach die Überzeugung teilte, dass die alte Sankt-Margaretha-Kirche mit ihrem maroden Charme ein perfekter und stimmungsvoller Ort für kulturelle Veranstaltungen sein könnte, was zur Gründung von KIS führte, in der Eichberg den Vorsitz übernahm. Dieser sorgte dann auch mit einer „Rhythm and Blues“-Veranstaltung für einen fetzigen Auftakt. Dazu hatte der rührige Apotheker alte Freunde zusammengetrommelt, mit denen er in jüngeren Jahren Musik gemacht hatte und damit einen Volltreffer landete. Die Kirche war proppenvoll und das Publikum hellauf begeistert.
Und noch etwas wurde bei diesem Konzert deutlich, nämlich die akustischen und atmosphärischen Qualitäten des alten Gemäuers. Diese machten Sankt-Margaretha in den Folgejahren zum Schauplatz hochkarätiger Musik-Events mit internationalen Künstlern wie etwa Pablo Miro, Susa, Le Cairde oder Konate. Aber auch regionalen Berühmtheiten bot der Sakralbau eine willkommene Bühne. So ließen Veranstaltungen wie „Elvis lebt“, „Beat in de Kersch“, die Norman Taylor Band oder die Jan Masur Band und Sandra Madison-Roth die Kirchenfester vibrieren. 2010 noch etwas Erfreuliches: Der Küsterfamilie Hess ist es zu verdanken, dass von der evangelischen Kirche Kleinheubach kostenlos eine Orgel übernommen und in Sankt Margaretha installiert werden konnte.
Auftrittschance für regionale Musikgruppen
Mit Corona kam 2020 und 2021 das kulturelle Geschehen in Sankt Margaretha zum Erliegen. Das führte dazu, dass KIS in den Verein Dorfgemeinschaft Seckmauern integriert wurde, der sich seit diesem Zeitpunkt „Dorfgemeinschaft und Kulturinitiative Seckmauern e.V.“ nennt. Unter dessen Regie nahm der Kulturbetrieb ab 2022 wieder Fahrt auf. Bemerkenswert ist, dass Anfang Mai des gleichen Jahres die Musikformation „Bobby Stoker“ Sankt Margaretha wegen ihrer besonderen Akustik als Location für ihr Musikvideo und die Aufnahme ihrer neuen CD „Everglow“ gechartert hat und Pablo Miro erneut in Seckmauern gastierte. 2023 hauchten die Boombusters, Sandra Madison-Roth und Schmitti & Friendes der Kirche neues musikalisches Leben ein, während jüngst „Herr Müller“ mit Hits aus den 60er und 70er Jahren begeisterte.
Einen neuen Coup will der Verein am 3. Oktober mit der Band „C You“ landen und künftig verstärkt regionalen Musikgruppen in Sankt Margaretha eine Bühne bieten.
Wolfgang Kraft